Wollläuse - Guckloch (Textauszüge)
"Mensch, wo bist du?" fragt das Kirchentagsplakat von Bremen. Die Antwort der Wollläuse erfolgt prompt:
"Mensch, do simmer doch!" - Kirchenkabarett ganz ohne Feigenblatt.
Was ist das eigentlich auf dem Kirchentagsplakat? Haben wir nicht schon längst das Paradies auf Erden? Und wie werben wir neue Kanditaten für das Presbyterium, die Vertreter der Gemeinde?
Die Wollläuse lassen keine Fragen offen...
Was ist eigentlich das Weiße auf dem Kirchentagsplakat?
Renate | Liebe Freundinnen und Freunde des Kirchentags. Ich habe Sie eingeladen, um uns vorbereitend auf das große Ereignis einzustimmen mit dem neuen Kirchentagsplakat. (legt Plakat auf Boden) "Mensch, wo bist du?" |
Ruth | Da liegt’s doch. Sie haben’s doch gerade selbst da unten hingelegt, Fräulein. |
Renate | Ja, danke, da liegt es. Aber wir wollen uns doch nun mit dem Thema beschäftigen: Was will uns dieses Plakat fragen? |
Ruth | Ei, Mensch, wo bist du! Das steht doch drauf!! |
Renate | Schauen Sie sich bitte mal an, worauf das "Mensch, wo bist du" geschrieben steht. |
Christa | Das ist eine Schweinsblase. So was haben wir im Geschäft. |
Udo | Unsinn. Das ist ein Luftballon. |
Renate | Danke, so kommen wir der vielleicht Sache etwas näher. Woher könnte der Luftballon kommen? |
Udo | Der kommt bestimmt von einem Kinderfest. Da ist Helium drin. (mit heller Stimme) Da bekommt man eine ganz helle Stimme davon. |
Andreas | Wenn der von einem Kinderfest käme, hätte er unten eine Schnur dran. Hat er aber nicht. |
Renate | Wunderbar. Aber schauen Sie genau. Der hat doch wo was dran. |
Ruth | (zur Seite) Die hat doch auch wo was dran. Was redet die da? |
Hanne | Der hat eine Flosse. Denen vom Kirchentag ist nichts Neues eingefallen, da haben sie wieder den Fisch genommen vom letzten Mal? |
Christa | Den Kabeljau? |
Udo | Das ist kein Fisch. Das ist ein U-Boot. |
Andreas | Das ist ein Zeppelin. Das fliegt doch in der Luft! |
Ruth | Ein Zeppelin, wo der Korb abgefallen ist. Und die Leute sind alle runter gefallen und deshalb steht da "Mensch, wo bist du?". |
(...) | |
Renate | (verzweifelt, entrüstet) Gott!!! Wo, bist du gerade gewesen?? |
Gott | Ich habe mir mal euer Kirchentagsplakat angeschaut. Sag mal, auf diesem Bild, ist das eine Luftmatratze?? |
Renate | (heult) |
Warum ins Paradies fahren? Wir haben es schließlich gut. Und wenn es anderen schlecht geht, ist das doch nicht unser Problem. Oder?
Person 1 | Ich lese am liebsten den Wirtschaftsteil. Meine Güte gibt’s jetzt viele Arbeitslose. Mein Mann und ich sind beide gut bezahlt, haben uns rundum abgesichert. Manche Kollegen haben da gar nicht das Geld dazu. In deren Haut möchte ich nicht stecken. Glück muss man haben. Schwein! |
Person 2 | Ich bin Manager. Ich lese am liebsten die Börsenberichte. Lustig, wie eine Bank die andere runterzieht. Meine Bank hat ja auch pleite gemacht, aber ich kann nicht klagen, habe eine fette Abfindung gekriegt und gleich alles ins Ausland geschoben. Glück muss man haben. Schwein! |
Person 3 | Ich lese am liebsten was über Naturkatastrophen. Richtig spannend, wenn so ein Tsunami wieder alles überschwemmt. Ist auch im Fernsehen immer toll. Was wohnen die Leute auch in so einer ungesunden Gegend. Glück muss man haben. Schwein! |
Alle | Es geht uns gut, wir haben Schwein, was kümmert uns die Welt? Wir haben Glück und sind gesund und haben auch noch Geld! |
Der Pfarrer hat eine Wahlveranstaltung organisiert, um Interessenten für die anstehende Presbyteriumswahl zu gewinnen. Frau Eden und Frau Schmidt haben da ihre eigene Meinung...
(Frau Eden kommt staubwedelnd herein, dann von der anderen Seite der Herr Pfarrer) | |
Pfarrer | Das machen Sie aber schön, Frau Eden. Unsere Kirche soll richtig einladend aussehen, wenn jetzt die ganzen Interessenten kommen. |
Frau Eden | Ach das mache ich doch gerne für Sie, Herr Pfarrer. Der Kuchen und die Häppchen sind übrigens auch schon gerichtet |
Pfarrer | Prima. Hoffentlich kommen viele, die sich informieren wollen. Und noch besser wäre es, wenn sich einige auch gleich aufstellen ließen. Was ist eigentlich mit Ihnen, Frau Eden? Kandidieren SIE wieder bei der Presbyterwahl? |
Frau Eden | Ach ich weiß nicht, Herr Pfarrer. Ich bin ja jetzt schon in meiner 8. Periode. Da sollte man mal ans Aufhören denken. Es wäre doch besser, wenn die Jungen mal ran gingen. Meinen Sie nicht auch, Herr Pfarrer? |
Pfarrer | Da haben Sie natürlich recht, Frau Eden (ab) |
Frau Eden | Das ist der Dank. (heulend) Zig Putzlappen habe ich hier verbraucht, hunderte von Kuchen gebacken, tausende von Würstchen gekocht – und jetzt will er was Junges!!! |
(...) | |
Renate | (kommt) Guten Tag |
Frau Schmidt | Ach dich kenn ich, du bist doch die Älteste vons Hubers Annche, des wo den Katzeheiner geheirat hat. Was machst denn du hier. |
Renate | Ja, ich interessiere mich für die Mitarbeit in der Kirche. Ich hätte Zeit, die Kinder gehn langsam aus dem Haus. |
Frau Schmidt | Gell, deine Älteste, die war doch unehelich. Weiß sie das eigentlich? |
Renate | Äh! |
Frau Eden | Un is net dein Vadder aus de Kirch ausgetreten gleich noch seiner Scheidung. |
Frau Schmidt | (zu Frau Eden) Ne, des war net nach de Scheidung, des war nochdem er den Krach mit dem Pfarrer hatte. Weißt du nicht mehr? Wegen dem Grundstück? (Zu Renate) Wie ist denn das eigentlich ausgegangen? (Renate geht) |
Frau Schmidt | Do geht sie hie. Erscht groß redde und dann doch nix schaffe wolle. So sind se die Junge! |
Axel | Guten Tag, die Damen, ist der Pfarrer im Haus? |
Frau Schmidt | (beiseite) Ach was en scheene Mann. |
Frau Eden | Guck emol die Muskeln wo der hat! |
Frau Schmidt | Der kann was schleppe! |
Frau Eden | Der deht am End sogar mich packe. Hihi... |
Frau Eden + Frau Schmidt | Herzlich Willkommen in unserem Presbyterium, Möchten Sie ein Stückchen Kuchen, ich hab Apfelkuchen gebacken, und ich Torte, wollen Sie sich gleich in die Liste eintragen als unser neuer Presbyter,... |
Axel | (geschmeichelt) Sehr nett, die Damen, aber ich wollte nur einen Antrittsbesuch machen, ich bin der neue Pfarrer aus der Nachbargemeinde. (ab) |
Frau Schmidt | (ruft nach, läuft nach) aber das macht doch nix. Sie brauchen doch bloß zu Konfitüre. So warten Sie doch (ab) |
Pfarrer | (kommt von der anderen Seite) Und wie läufts. Waren schon Interessenten da? |
Frau Eden | (abweisend dreht den Kopf weg) Niemand wo was getaugt hätte. Kee enne enzicher. |
Pfarrer | (sorgenvoll) Was machen wir denn da? Wen soll ich dann aufstellen? |
Frau Eden | (grinst sich eins) |
Pfarrer | Aber Sie werden doch sicher wieder kandidieren, liebe Frau Eden? |
Frau Eden | Ach ich weiß nicht, Herr Pfarrer. Ich bin ja jetzt schon in meiner 8. Periode. Da sollte man mal ans Aufhören denken. Es wäre doch besser, wenn die Jungen mal ran gingen. Meinen Sie nicht auch, Herr Pfarrer |
Pfarrer | Aber Frau Eden, sagen Sie doch nicht so was. Die Gemeinde braucht Sie! Der Herr braucht Sie! Ich brauche Sie!! (ab) |
Frau Eden | (strahlend) Na bitte, es geht doch!!! |